* 4. August 1968
von Stefan Drees
Essay
Die Diskussion von Olga Neuwirths Komponieren sieht sich einer Reihe von Rezeptionskonstanten gegenüber, die eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit ihrem Schaffen vielfach behindern. Speziell im österreichischen Raum werden ihre Arbeiten gern in die „unverwechselbar österreichische Tradition“ schwarzen Humors eingegliedert, „die von Karl Kraus, Peter Altenberg und Fritz von Herzmanovsky-Orlando bis zu H.C. Artmann und Thomas Bernhard reicht“ (Kager 1998, 32). Zwar lässt sich nicht ableugnen, dass sich Neuwirths Vorliebe für skurrile Einzelheiten mitunter mit einem hohen Maß an Groteske und Satire verbindet, doch verstellt eine darauf reduzierte Diskussion ihrer Werke die Sicht auf andere Charakteristika. Im „artifiziellen Spiel der Posen und Gesten“ macht sich auch „ein Tonfall bemerkbar“, „der Ironie und Verfremdung hinter sich lassen möchte und die direkte Rede sucht“ (Nyffeler 2002, 152).
Dass sich diese „direkte Rede“ den konventionellen Gattungsbegriffen und Narrationsarten verweigert, macht den Umgang mit Neuwirths Arbeiten zu einem permanenten Verwirrspiel. Hieraus dürfte auch jene Auffassung von der stilistischen Uneinheitlichkeit ihrer Werke resultieren, die gerade im deutschen Feuilleton häufig in den Vordergrund tritt. Die positive Rede vom „Arsenal an Zitaten, Verweisen, Intonationen und elektroakustischen Mitteln“, in dem „vieles traumhaft schön, zugespitzt illustrativ und klischeehaft drastisch klingt“ (Oehlschlägel 1999, ...